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Michael und Thomas

"Wie mein dritter Bruder"

Das Wasser des Dechsendorfers Weihers glitzert, gerade setzt ein Schwarm Wildgänse zum Flug an. Thomas Jacob und Michael Windrich beobachten die Szenerie. Sie sitzen am Ufer, Michael in seinem FC Bayern München-Rollstuhl, Thomas auf einem großen Stein. Sie scherzen miteinander, lächeln sich an, genießen sichtlich das Leben. Wie alte Freunde.

Endlich angekommen
Thomas und Michael kennen sich schon viele Jahre. Seit 2015 arbeitet Thomas bei der Lebenshilfe Erlangen. Ein Job, der sich für ihn als Lebensaufgabe anfühlt. Der Weg hierhin hat ihn von einer Ausbildung zum Augenoptiker über die Lehre zum Friseurmeister mit eigenem Laden geführt. „Das alles hat mir irgendwann keinen Sinn mehr gegeben“, erzählt er heute. „Ich habe aber schon damals in verschiedenen Lebenshilfen Haare geschnitten.“ Über eine Freundin erfährt Thomas, dass die Lebenshilfe Erlangen Ausschau nach einer ungelernten Hilfskraft hält. Er bewirbt sich, wird zum Gespräch eingeladen. Und ist bis heute geblieben.

In der Wohnstätte der Lebenshilfe greift Thomas den Bewohnerinnen und Bewohnern immer dann unter die Arme, wenn sie es brauchen: bei Arztbesuchen, beim Einkaufen, beim Essen. „Wir bestreiten gemeinsam das Leben. Dazu gehören zum Beispiel auch Geburtstagsfeiern und Ausflüge – da kann es ganz schön rund gehen“, lacht er. Bei Michael stehen je nach Tagesform auch mal Entspannungsübungen für die Muskulatur auf dem Programm, die Thomas gemeinsam mit ihm durchführt. Mittlerweile hat Thomas eine berufsbegleitende Fortbildung zum Heilerziehungspfleger absolviert. Er kennt sich aus, weiß, wie er mit Michael umgehen muss. Nicht nur auf fachlicher, sondern auch auf persönlicher Ebene.

Mehr als ein Job
„Michi ist für mich mittlerweile wie ein dritter Bruder.“ Nichts könnte die Beziehung zwischen Thomas und Michael besser beschreiben. „Wir erleben ja so gut wie alles zusammen, gute Zeiten und auch schwerere Zeiten.“ Die beiden verstehen sich blind, Thomas sieht sofort, wenn Michael durstig ist oder etwas braucht. Er weiß, dass Michael gerne draußen unterwegs ist, erkennt, wenn er aufgeregt ist und seine Arme sich verspannen. Zwischen diesen beiden Männern herrscht ein Vertrauen, wie es langjährige Freunde oder Geschwister haben. Wenn sie sich gegenseitig necken, wird klar – das ist mehr als ein Job. Es ist eine zweite Familie.